Neuer Blogstart: Wiedermal ein Wanderbericht

Wikipedia sagt: „Die South Downs (von Altenglisch dun, Hügel) sind eine hügelige Kreidelandschaft im Süden Englands, in den Grafschaften East Sussex, West Sussex und Hampshire, der zur südenglischen Kreideformation gehört. Die South Downs verlaufen parallel zu den North Downs, von denen sie durch den Weald getrennt sind. Die South Downs sind ca. 100 km lang. Die höchste Erhebung ist Butser Hill südlich von Petersfield mit 270 m. Sie werden durch Cuckmere, Adur, Ouse, Lavant und Arun entwässert. Sie sind durch den South Downs Way, den Monarch's Way und den Sussex Border Path für Wanderer erschlossen. Die Küsten sind teilweise spektakulär, bekannt sind etwa die Steilküsten von Beachy Head (162 m hoch) und die Cliffs der Seven Sisters zwischen Eastbourne und Seaford.“

Nach schon zwei kürzeren Spaziergängen zwischen Cuckmere River und Burling Gap war ich neugierig auf den South Downs Path geworden und hatte mir Karte und Wegbeschreibung nach Brighton schicken lassen, von wo aus ich am letzten Wochenende mindestens eine Etappe des Weges in Angriff nehmen wollte. Von Brighton aus gibt es einen regelmäßigen Busverkehr nach Eastbourne, am Wochenende auch mit Touristenbussen, die die kleineren Orte entlang der Coast Road auslassen und nur einige wenige Male – darunter am Besucherzentrum des Seven Sisters Park – halten. Eigentlich hatte ich geplant, spätestens um 8 Uhr loszuwandern oder zumindest im Bus zu sitzen. Dann gab es in meinem Hotel (mit dem winzigsten Einzelzimmer, in dem ich je gewohnt habe zum immer noch stolzen Preis) aber erst ab 8.30 Uhr Frühstück und die Karte musste ich auch noch abholen, außerdem erwischte ich dummerweise einen „Bummelbus“, der jeden Ort zwischen Brighton und Eastbourne ansteuert, so dass ich am Ende erst um halb 11 von meinem Ausgangspunkt am Besucherzentrum loslaufen konnte.


Es wehte ein starker Wind, vermutlich recht normal für englische Küstenverhältnisse, als Deutsche kam es mir aber schon reichlich stürmisch vor, so dass ich mich dafür entschied, erstmal mit dem Wind über die Seven Sisters in Richtung Beachy Head und Eastbourne zu gehen.

 
Während ich den zunächst noch recht ebenen Weg durch den Park nahm, dachte ich darüber nach, wie berechtigt die Warnung meiner Tochter am Abend zuvor war, die meinte: „Dann lass dich aber bitte nicht von den Seven Sisters wehen!“ Ich leide jetzt zwar nicht direkt unter Höhenangst, aber die Cliff Edges sind ungesichert, von Abbrüchen wird immer mal berichtet und manche Leute turnen wirklich gefährlich nah an der Klippe rum. Ich nahm mir also vor, immer schön weg vom Abhang zu bleiben, zumal man auch von der Mitte der Sisters immer einen schönen Blick auf diese imposante Kreidefelsenformation hat.
 



Die Kreidefelsen der Seven Sisters lassen einen schon ins Schwitzen kommen. In Wellenform geht es bergauf und wieder bergab, mal mehr, mal weniger steil. Die stürmischen Böen sorgten zudem dafür, dass ich immer mal wieder etwas „vom Winde verweht“ wurde und manchmal regelrecht hoch oder runter taumelte. Den Weg bis nach Burling Gap kannte ich aber schon und konnte ihn daher trotz Sturm und später auch einigen Regenschauern genießen. Da wurde ich mal kurz nass, aber der Wind hat meine Treckinghose nebst leichter Jacke immer wieder schnell trocken gepustet. Ich hatte zwar auch einen Schirm dabei, aber der hätte ich mich wohl in Mary-Poppins-Manier direkt von der Klippe getragen. Froh war ich über eine Kapuze auch an meinem Shirt, die ich fast die ganze Zeit aufhatte und die den Wind und auch die Geräusche gut abhielt. Der Rucksack war eh geschützt und das Handy, das ich zum Fotografieren benutzte, kam im Taschentuchpäckchen in die Jackentasche. Später hörte der Regen aber völlig auf und der Rest des Tages wurde nur durch den weiterhin starken Wind nicht zu heiß.

 
Kurz vor Burling Gap, wo ich eine kurze Pause machen wollte, kreiste ein Hubschrauber der Küstenwache über mir und einigen (wenigen) anderen Ausflüglern. Dort angekommen, war allerdings ein Massenaufgebot an Polizei und Coastguard unterwegs – aus gutem Grund, wie ich später aus der Zeitung erfuhr. http://www.theargus.co.uk/news/10503318.Body_recovered_from_Birling_Gap__Eastbourne_by_coastguard_helicopter/.



Nach einem Sandwich und einer schönen Tasse Tee (nichts geht über Teetrinken in England!) ging ich weiter nach Beachy Head. Das war für mich jetzt Neuland und ich freute mich auf den Anblick des Leuchtturms zu Füßen der Klippen. Vorbei am zurückgebauten Leuchtturm Belle Tout dauerte es auch gar nicht lange, bis ich die Klippe von Beachy Head – mit 162 m die höchste in Großbritannien – erreichte.


Von dort war es nur noch ein Katzensprung, bis ich Eastbourne unter mir liegen sah.


Natürlich hätte ich jetzt hier leicht in den Bus steigen und nach Brighton zurückfahren können, aber es war noch relativ früher Nachmittag, es regnete nicht mehr und mit gerade mal 7 Meilen fühlte ich mich auch noch keineswegs an meine Grenzen gebracht. Also beschloss ich, mich noch auf den Inlandsweg der Etappe zwischen Eastbourne und Alfriston zu machen, was nach meinem Führer etwa 8 Meilen sind. Der Weg ist überall gut ausgeschildert und führt weite Strecken über Grasland und Weiden (ich habe bestimmt die Prüfung fürs Öffnen und Schließen von Gattertoren gemacht!), es läuft sich einfach nur großartig, auch wenn es immer wieder mal recht ordentlich hoch und runter geht. Auch der Inlandsweg ist sehr hügelig und der Wind nahm keinen Augenblick ab.


Da es nur sehr wenige und kurze Abschnitte gibt, wo man mal von Bäumen geschützt ist, blieb es auch weiterhin recht anstrengend, vor allem auf einem Stück kurz nach einer Schafweide mit direktem Gegenwind. Aber es war immer kurzweilig, sehr menschenleer, aber immer mal wieder bin ich auf Anzeichen von „Zivilisation“ gestoßen, sei es auf Biker, andere Wanderer oder einfach nur Leute, die ihren Hund ausführten. Es ist mir nämlich immer etwas bange, wenn ich so allein unterwegs bin und mir dann ausmale, dass ich ja umknicken könnte oder so und dann in der Wildnis liege und naja… Manchmal ufern diese Gedanken etwas aus :-)

Etwas müde war ich schon, als ich nach Alfriston kam, aber mir war bis dahin klar, dass ich auch noch zum Besucherzentrum zurück musste, weil ich aus dem recht kleinen, aber sehr hübschen Ort anders nicht nach Brighton zurück gekommen wäre. Wo sich der SDW gabelt, heißt es „3 Meilen bis Excead“, also wusste ich, dass ich noch ein gutes Stündchen Weg vor mir hatte. Wenn ich gehofft hatte, dass es nun weniger anstrengend wird, so war das ein Irrglaube. Ich war mir nicht sicher, ob bergauf oder bergab jetzt anstrengender war – dort, wo es eben war, ging es aber auch nicht mehr leichter. Schließlich kam ich zu einer weiteren Gabelung, an der ich mir aussuchen konnte, ob ich links auf einen Berg oder geradeaus über eine nicht näher zu bestimmende Anzahl an Stufen aufsteigen wollte. Ein Paar, das aus der Gegend zu sein schien, half mir bei der Entscheidung: „Two hundred and twenty two steps up to the hill. From there you’ll have a lovely view on Cuckmere Haven.“ Okay, was hilft’s. Es folgte noch ein kurzes Gespräch, wo ich herkomme und wo ich hin will. Staunen über fast 30 km auf der Uhr. Schnell noch den letzten Schluck aus der Flasche und auf ging’s. Oben angelangt, musste ich zugeben, dass die beiden mir nicht zu viel versprochen hatten. Der Blick auf das Cuckmere Valley ist das, was ich mir unter dem Begriff „lieblich“ vorstelle. Und weil ich so froh zu sein schien, es nun geschafft zu haben, schoss mein Informant auch gleich noch ein Foto von mir. 

 
Der Rest ist schnell erzählt: nur noch über die Wiese hinunter zum Parkeingang der Seven Sisters, schnell auf die Toilette und mal die Haare gekämmt und nur 5 min später in den Schnellbus nach Brighton eingestiegen, der zum Glück so leer war, dass ich meine müden Füße von den Schuhen befreit auf einen Klappsitz legen konnte.

Fazit: 30 km in etwa 7 Stunden reine Gehzeit. Noch zu ermittelnde Höhenmeter, es werden aber nicht wenige gewesen sein. Sehr schöner, gut ausgeschildeter, nicht überlaufener Weg. Diese Etappe, die als Alternativroute jeweils über die Seven Sisters oder über Jevington beschrieben wird, kann man durchaus auch etwas ambitionierter als Rundweg gehen. Gerne würde ich den South Downs Way nun weitergehen: vielleicht kann ich bei meinem nächsten Aufenthalt in Brighton noch nach Southease und Housedean (11 und 9 km) weitergehen und dann mal in einer Mehrtagestour den Rest bis nach Winchester. Der SDW ist insgesamt 100 Meilen (160 km) lang.

Kommentare

  1. die Kreidefelsen sind schon sehr beeindruckend - würde ich auch gerne mal (in echt) sehen. Die Fotos sind immerhin ein schöner Anfang ;)

    Schön auch, dass ich nun auch Chancen habe, dich irgendwo zu erkennen *s*

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  2. Danke, Lizzy!
    Nachdem ich hier ewig geschwiegen habe, will ich nun wieder ein bisschen aktiver bloggen. (Ich dachte schon, das liest hier eh keiner mehr.) Demnächst kommt auch mal wieder etwas Musik. Es ist zu lustig, wenn ich jetzt meine Aufnahmen von vor 3 Jahren höre :-)
    Ich muss unbedingt mal einen längeren UK-Urlaub machen und dann den SDW und andere Wege näher erforschen. Ist wirklich schön da! Demnächst geht es aber erstmal ins Zillertal...

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